Der Geiger, Militärbunker, Montabaur 2012, Regensburg 2014, Kunstverein Linz a. R. 2017
Der Geiger, Militärbunker, Montabaur 2012, Regensburg 2014, Kunstverein Linz a. R. 2017

Der Geiger, 2012

Video, 16 min., Autor & Regie: Cornelia Rößler, Kamera: Sascha Bremus, Musik: Dieter Rößler

 

Bei der Frage nach dem „Wie“ der Anordnung der künstlerischen Arbeiten ist für Cornelia Rößler die 

Architektur des Raumes entscheidend. Der Oratoriumbau des Kapuzinerklosters St. Klara mit seiner jahrhundertealten Geschichte beinhaltet viele Details. Cornelia Rößler hat sich daher für einen künstlerischen Eingriff entschieden, der die vorhandene Struktur der Räume so wenig wie möglich antastet. Dabei zeigt 

sich ihr sensibler wie intelligenter Umgang mit den vorhandenen räumlichen Gegebenheiten und deren 

emotionalen Qualitäten. Dies betrifft nicht nur den Ort der Aufführung, sondern auch den Raum, den 

Cornelia Rößler für ihre Aufnahme auswählt, wie ihr Film „Der Geiger“ zeigt, den sie 2012 für die Militär-

bunker in Montabaur konzipiert hat. Den Geiger (ihr Vater, Jg. 1935) platziert sie auf einem leeren, verlas-

senen Dachboden hinter einer Holzvergitterung. Ihn haben die Kriegsjahre und die Angst vor Bomben-

angriffen ebenso geprägt, wie die Jahre in seiner Heimatstadt Regensburg, wo er bis 1956 gelebt hat, und seine musikalische Erziehung bei den „Domspatzen“. Kamerafahrt und Musik verweben die Spuren der 

Haut des Geigers und der Wände sowie den Klang der Räume und der Geige zu einer Geschichte, die von einem Leben mit inneren wie äußeren Rissen erzählt, von einer Annäherung an die Zeit, die zugleich die historische Distanz wahrt. Dabei wechselt die Kamera zwischen Schärfe und Unschärfe, zwischen Nah- und Großaufnahmen, wobei sie einen Standpunkt einnimmt, der stets außerhalb ist. Cornelia Rößler zeigt diese Videoprojektion im Keller des Oratoriums und verlegt damit die konstruierte Erinnerung – oder mit den Worten von Bachelard: die „rationale Zone intellektualisierter Entwürfe“ – an den Ort der Irrationalität, der das dunkle Wesen versinnbildlicht.

 

(Text von Dr. Ariane Fellbach-Stein (Kunsthistorikerin)
aus dem Ausstellungskatalog „Gegenüberstellung. Brücke zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem“ der Kunstsammlungen des Bistums Regensburg, 2014)